WO IST HOLLIGE?

(Eine Fahrt nach TORUN/Polen zum 2 CV Weltententreffen 2015)

Nach eineinhalb Wochen voller neuer Eindrücke stehe ich im gewohnten Stau auf der A46 im Regen. Unwirklich wieder zu Hause zu sein nach einer farbig rauschenden Explosion der Synapsen durch all die neuen Eindrücke.

Im Vorfeld stellte sich die Frage ist mein Fahrzeug schon da oder wird es zur Rückfahrt noch da sein? Soll ich außer dem was ständig am Leibe tragbar ist überhaupt noch Anderes mitnehmen? Verfügbarkeitsheuristisch nehmen wir den Osten so war wie durch die Medien und evt. hier am eigenen Wohnort, durch spezielle Gruppen, erfahrbar ist. Aber der Reihe nach.

Gefühlt pünktlich kaum nach den angepeilten 8:30 stehen wir hier in Düsseldorf um noch den Lastanhänger zu holen und im Konvoy der Enten mit Wohnanhänger zu starten. Der Himmel schaut grimmig düster auf uns herab, erste Regentropfen fallen. Als wollte er sagen macht euch auf den Weg hier gibt es nichts zu holen heute.

Spannend wird das bestimmt denn Mitfahrer ziehen einen 450 kg Wohnwagen mit den 27 PS ihres Citroen 2 CV6. Da fällt mir der Aufkleber ein „If you think i`m slow wait till we climb a hill”.

Überraschend kommt noch eine Entenfahrerin vorbei die leider keinen Urlaub bekommen hat und hier die Stellung halten muß um uns zu verabschieden.

Ein paar Fotos und Umarmungen später machen wir uns auf den Weg. Petrus hat beschlossen die Enten nochmals kräftig zu waschen das wir auch einen guten Eindruck in TORUN machen.

Nichts destotrotz werden wir von einigen Fußgängern und zwei Isettas in Augenschein genommen und für Hollige wert befunden. Die Feuerwehrmänner werfen den Grill an das eine oder andere Bier wechselt den Aufenhaltsort und wird seiner Bestimmung zugeführt.

Am nächsten morgen ist der Sturm abgezogen. Offen fahren unter dem rotweiss gestreiften Sonnensegel ist angesagt. Was für ein Leben!

Ein neuer Morgen ruft um endlich Polen zu endecken. Der Grenzübertritt ohne Kontrolle, unspektakulär. Hier allerdings kann ich endlich mal wieder Geld umtauschen denn das ist uns mit dem Euro ja verloren gegangen. Früher war spätestens beim Bezahlen klar man ist nicht mehr zu Hause. Allerdings spricht sich der Zloty nicht Zloty so aus, sondern Swotte.

Die A6 Autostrada nach der Grenze Pomellen zu Polen erinnert anfangs eher an die alten Panzerstraßen wird dann aber zunehmend besser.

An einem erfreulich sauberen Rastplatz schnaufen wir durch und fahren zuerst auf Straße und dann auf Schotterpiste zur Fähre auf das Inselcamping Inter Nos.

Der Camping Internoz liegt auf der 8,5 ha großen, ruhigen Insel Schulzewerder. Er kann nur mittels campingeigener Autofähre oder Boot erreicht werden. Gerüchteweise soll ein österreichischer Geschäftsmann diese erworben haben. Betrieben und gastronomisch geführt von, Sie raten es, österreichischen Köchen und Personal. Wienerschnitzel und Kaiserschmarrn empfehle ich ausdrücklich.

Den übervollen Magen abverdaut brechen wir am nächsten Tag zur Etappe bis TORUN auf. Die Fahrt durch überaus fruchtbares Land(viel Niederschlag wie wir auf der Fahrtstrecke bestätigen können) und an einigen Seen vorbei. Im Vergleich zu Deutschland riesige Kornfelder ziehen vorbei. Auf kleinsten Landstraßen passieren wir halb verfallene Dorfgemeinschaften. Bei einem Tankstopp an einer Zapfstelle die ihre besten Zeiten schon lange hinter sich hat bedient uns ein mürrischer, taubstummer?, Pole. Ob dort schon jemals solche Fahrzeuge ihren Lebenssaft erhielten? Tja vom Tankwart erfuhren wir es nicht.

Fast in TORUN ein paar km vor dem TORUN Motodrom wundern wir uns keine weiteren Enten zu sehen. Immerhin werden mehrere Tausend Fahrzeuge erwartet. Ob es die erwarteten 7.000 2CV werden schau mer mal.

Kurz vor dem Anmeldezentrum im Speedway-Motodrom sind sie dann um uns die Artgenossen. Bei der Anmeldung wird Nachmittags nicht mehr  Schlange gestanden.

Schnell eingecheckt und einmal um das Gelände, bereits in großer Kolonne, zum Camping auf dem Treffengelände gezockelt. Schon bei den nächsten Metern auf dem Gelände wird klar hier bin ich richtig. Lauter Verückte mit ulkigen kleinen Fahrzeugen. Es wird rumgecruist, Erwachene und Kinder im Kofferraum oder im offenen Dach bzw. bei Kasten obenauf. Polizei und Feuerwehr tiefenentspannt dazwischen. Yes hier sind wir richtig.

Kleine und große Caravans. 2 CV Burton Umbau auf großer Fahrt in 7 Wochen, 18 Ländern und 22.000 km absolviert. Eine Sahara 2 CV 4*4 mit 2 Motoren(zuerst zweimal 12,5 später 16,5 PS), 2 Getrieben, 2 Anlasser und zwei Tanks. Gebaute Stückzahl 694. Chillige Hippie Enten aus den Siebzigern. Und natürlich gepimpte Enten. Aufgemotzt, umgebaut, leistungserstarkt, jeder nach seinem Geschmack.

Neben lokalen Speisen und Getränken gitbt es den obligatorischen Teilemarkt auf dem jeder nach seinen seltenen gesuchten Schätzchen ausschau hält, Musik und natürlich die Präsentation der Bewerber des Welttreffens 2019, Italien und Kroatien(2017 in Portugal). Letztendlich gewinnt Kroatien und wird in Grobnik 2019 das Treffen ausrichten wir freuen uns schon.

Bei einem Besuch der Kopernikusstadt sehen wir, in der Altstadt, viele schön restaurierte Häuser und erfahren das hier seit ca. 1380 Lebkuchen hergestellt werden.

Und natürlich überall Enten im Stadtbild.

Die Aufstellung zur Fahrt der Parade nach TORUN City dauert etwas hin bis sich Polizei und Veranstalter sortiert haben wird dann aber doch noch geordnet durchgeführt. Bei den Einwohnern kam der Aufmarsch außerordentlich gut an und wurde entsprechend bejubelt.

Endlich nach 4 Tagen Müßiggang wird der Nachhauseweg in Angriff genommen. Noch einmal fuhren wir auf kleinen Straßen nach Ustronie, Witnica. Dort genossen wir die Ruhe in einem landestypischen 2 Sterne Hotel mit angeschlossenen Campingplatz. Das Hotel war geöffnet an dem Sonntag aber niemand außer einer Gesellschaft älterer Herrschaften bei Kaffee und Kuchen zu finden. Im leeren Hotel kam eine bedrückende „Shining Film“ Atmosphäre auf. So irrten wir erst zielos durch das Hotel auf der Suche nach Zuspruch und Trost.

An der geschlossenen Rezeption(mit Hinweisschild auf polnisch) erbarmte sich mäßig motiviert eine in der benachbarten Türfüllung auftauchende Kellnerin. Aufgrund des überzeugenden, um Mitleid werbenden Auftretens unserer Gruppe wurden wir dann doch ordungsgemäß eingecheckt und durften uns mit 2 Zelten von AK und Diane Fahrern und einem alten Citroen Wohnmobil die Wiese teilen. Letzmalig genossen wir den morbiden  Charme polnischer Sanitäreinrichtungen und Elektrik die bei der heimischen germanischen Sicherheitsbehörde durchaus Kritik ausgelöst hätte.